Ziel:
Ziele
Förderung von Beweidung
Ein Ziel des Projekts besteht darin, dafür zu sorgen, dass auf den Trockenstandorten die traditionelle Nutzungsform der Beweidung wiederaufgenommen bzw. fortgeführt werden kann. Durch die Beweidung bleiben hochwertige Wiesen mit ihren typischen, lichtliebenden Arten, wie Orchideen, Küchenschelle oder Fransen-Enzian, erhalten. Die verschiedenen Pflanzen eines Kalkmagerrasens oder einer artenreichen Feuchtwiese konnten sich über jahrhundertelange Beweidung erst an diesen Orten etablieren. Die Beweidung ist somit Voraussetzung für eine langfristige, sich möglichst selbst tragende Erhaltung der wertvollen Lebensräume mit ihrem charakteristischen Artbestand.
Da die Weidetiere eine Fläche nicht so gleichmäßig abweiden, wie es durchs Mähen geschieht, entsteht auf einer Weide immer ein kleinflächiges Mosaik von kurzer, halbwüchsiger und hoher Vegetation. Von solch kleinräumigen Strukturen können Insekten wie Käfer oder Schmetterlinge profitieren. Mit gut vernetzten Weideflächen trägt insbesondere die traditionelle Wanderschäferei durch ihre Triebwege zur Verbreitung der Pflanzenvielfalt bei. Die sogenannte Zoochorie, also die Verbreitung von Pflanzensamen durch Tiere, sorgt für einen genetischen Austausch der Pflanzenarten. Der langfristige Fortbestand des standorttypischen Pflanzeninventars und dessen Verbreitung ist somit gesichert. Zusätzlich leistet das Netz aus Triebwegen, Weide- und Pferchflächen einen wichtigen Beitrag zum Biotopverbund.
Innerhalb des Projektes werden geeignete Flächen wieder aufgelichtet und beweidet, die sich historisch durch Beweidung entwickelten, aber durch eine Nutzungsaufgabe verbrachten und zuwuchsen.
Mit der Erweiterung der Weideflächen auf Trockenstandorten und in den Auen wird außerdem für die Weidetierhalter eine verlässliche, wirtschaftlich stabile Basis geschaffen. Zur Unterstützung der lokalen Weidetierhalter werden zusätzlich Konzepte entwickelt, um die verschiedenen Weideflächen besser miteinander zu vernetzen. Dieser Aspekt ist besonders bei der Hüte- bzw. Wanderschäferei wichtig. Zur besseren Vernetzung von Flächen soll ein sogenanntes Schäferrevierkonzept vorhandene Potenziale für Schäfer, Naturschutz und Kommunen aufzeigen und nutzbar machen. Innerhalb eines solchen Konzeptes werden die bereits vorhandenen Weideflächen, Pferchflächen, Tränkmöglichkeiten, Triebwege und Winterweiden oder Stallungen festgestellt sowie deren Bedarf ermittelt. Anschließend wird mit den Beteiligten nach Lösungsmöglichkeiten gesucht, den Bedarf des Weidetierhalters zu decken und gleichzeitig für den Naturschutz relevante Flächen oder auch kommunale Flächen fachgerecht zu pflegen. Schäferrevierkonzepte sind nicht auf die Hüteschäferei beschränkt. Koppelschafhaltungen können mit solchen Konzepten genauso gefördert werden wie auch Weidetierhalter mit z.B. einer Rinderherde oder anderen Weidetieren.
Für die Beweidung von Trockenstandorten und Auen sind verschiedene Weidetiere geeignet. Allerdings werden alte Weidetierrassen oder sogenannte „Robust-Rassen“ bevorzugt genutzt, da diese besonders gut mit eher kargem, nährstoffärmerem Futter, wie es auf den Kalkmagerwiesen wächst, zurechtkommen. Im Landkreis Main-Spessart gibt es eine Vielzahl von Weidetieren, im Folgenden werden einige der „tierischen Landschaftspfleger“ näher vorgestellt.
Merinoschafe
Das Merinoschaf ist eine der bekanntesten Schafrassen, besonders wegen seiner hochqualitativen Wolle.
Es wird aber auch zur Fleischproduktion gehalten. Die folgenden drei Merinoschafrassen gibt es:
Das Merinolangwollschaf,
das Merinolandschaf und
das Merinofleischschaf.
Merinoschafe sind komplett weiß und eine der größeren Schafrassen mit 75-100 cm. Auch sie sind sehr widerstandsfähig und können auch gut auf Mittelgebirgsweiden gehalten werden. Sie eignen sich zudem nicht nur gut für die verbreitete Koppelhaltung, sondern auch für die Wanderschäferei. Ihre Nahrung finden die Tiere auf kargen, rauen Wiesen genauso wie auf abgeernteten oder brachliegenden Ackerflächen und Weiden.
Skudden
Im Landkreis gibt es auch einige Weidetierhalter, die noch eine andere alte Landschafrasse halten, die Skudde. Skudden haben ihren Ursprung in Ostpreußen und waren dort weit verbreitet. Sie gehören wie die Heidschnucken zur Gruppe der kurzschwänzigen, nordischen Heideschafe und zählen mittlerweile zu den gefährdeten Haustierrassen. Sie sind relativ klein mit einer Höhe von 55 cm und können zudem sehr gut springen. Ihr mischwolliges Vlies ist weiß, schwarz oder goldbraun. Mischwolliges Vlies besteht aus sehr feiner, wärmender Wolle, kurzen Stichelhaaren, die die Wolle stützen, und langen, dicken Grannenhaaren, die darüber liegen. Es schützt besonders gut vor Wettereinflüssen.
Die Tiere eignen sich besonders gut zur Landschaftspflege, da sie stark wüchsige Pflanzen und Sträucher wie Brennnesseln, Brombeeren oder Schlehen fressen. Wie die Heidschnucken sind auch die Skudden anspruchslos und trotzen selbst widrigen Wetterverhältnissen. Allerdings sollte den Tieren beim Überwintern im Freien ein trockener und windgeschützter Unterstand zur Verfügung stehen.
Coburger Fuchsschafe
Das Coburger Fuchsschaf ist vor allem für seine Wolle bekannt, weil sich diese gut zum Färben und Filzen eignet. Coburger Fuchsschafe wurden im 19. Jahrhundert in weiten Teilen der europäischen Mittelgebirge zum ersten Mal eingesetzt, hatten damals aber viele verschiedene Namen. Diese Rasse gehört zu den Arten, die auf der Liste der gefährdeten Haustierrassen steht. Vor dem 2. Weltkrieg wurde auf leistungsstarke Nutztierrassen gesetzt, infolge dessen auch die Coburger Fuchsschafe dem Aussterben nahe waren. Nach dem 2. Weltkrieg wurden die Coburger Fuchsschafe wieder vermehrt gehalten und gezüchtet. Heute gibt es in Deutschland wieder bis zu 5.000 Tiere. Diese sind jetzt vor allem in Oberfranken und Süddeutschland verbreitet. Es ist eine mittelgroße Rasse, die zwischen 60 – 70 cm groß wird.
Es sind hornlose Schafe, die eine gute Marschfähigkeit, Robustheit und Anpassungsfähigkeit besitzen. Zudem sind sie vor allem an Mittelgebirgsregionen angepasst. Mit diesen Eigenschaften können Sie sehr gut in der Landschaftspflege eingesetzt werden.
Rhönschafe
Das Rhönschaf lässt sich gut an seinem weißen Fell und dem schwarzen Kopf erkennen. Die Schafe kommen wie der Name schon sagt aus der Rhön, um genau zu sein aus den Mittelgebirgslagen der hessischen, bayerischen und thüringischen Rhön. Die Rasse eignet sich zur Fleischvermarktung, weil sie einen sehr beliebten Geschmack hat. Wegen diesem Geschmack sind die Tiere nicht nur heute sehr gefragt, sondern waren es bereits zu der Zeit von Napoleon. Er hat bis zu 80.000 Schlachttiere nach Frankreich importieren lassen. Die Wolle des Schafes wird im Ursprungsgebiet, der Rhön, heute noch vermarktet. Die Tiere sind im Gegensatz zu anderen Schafrassen relativ groß mit einer Größe von 80 – 85 cm bei den Böcken und 72 -78 cm bei den Mutterschafen. Sie besitzen keine Hörner. Besonders hervorheben kann man bei dieser Schafrasse die gute Marschfähigkeit und ihre Widerstandsfähigkeit gegen „schlechtes“ Wetter. Wegen dieser Eigenschaften eignet sich die Rasse besonders gut zur Landschaftspflege.
Zwartbles
Das niederländische Zwartbles-Schaf ist in den Niederlanden eine noch relativ seltene, aber in den letzten Jahren mehr an Beliebtheit gewinnende Schafrasse. Sie wird dort überwiegend zur Fleischproduktion gezüchtet, eignet sich aber wegen ihrer hohen Milchleistung auch zur Milchproduktion. Wie ihr Name schon verrät, sind die Schafe komplett schwarz und besitzen nur einen weißen Streifen (genannt Blesse) im Gesicht sowie zwei bis vier weiße Hufe und eine weiße Schwanzspitze. Zwartbles sind mit 78-95 cm recht groß und zierlich gebaut. Es sind hornlose Schafe. Eine für Züchter positive Eigenschaft ist, dass diese Rasse sehr fruchtbar ist und ohne Probleme zwei oder drei Lämmer gebären und aufziehen kann. Insgesamt ist es eine in der Haltung unkomplizierte Schafrasse, was sie auch für den Einsatz in der Landschaftspflege eignet.
Heidschnucken
Besonders bekannt für die Landschaftspflege sind auch Heidschnucken, die man vor allem aus der Lüneburger Heide kennt. Sie gehören zur Gruppe der kurzschwänzigen, nordischen Heideschafe. Auch im Landkreis Main-Spessart gibt es einige Landwirte, die diese Schnucken halten. Insgesamt gibt es drei Rassen Heidschnucken:
Die Weiße Gehörnte Heidschnucke,
die Graue Gehörnte Heidschnucke und
die Weiße Hornlose Heidschnucke oder auch Moorschnucke
Alle drei Rassen sind zwischen 50-60 cm hoch. Die Weiße Gehörnte Heidschnucke und die Moorschnucke haben meist ein komplett weißes Fell, auch Vlies genannt. Die Graue Gehörnte Heidschnucke hat ein silbergraues Fell mit schwarzem Brustlatz. Der Name „Schnucke“ ist von ihrem Fressverhalten abgeleitet und kommt von dem Wort „Schnöckern“, was so viel wie „Naschen“ bedeutet. Die Heidschnucken fressen nämlich abwechselnd Gras, Heide und Kräuter, aber auch aufkommende Gehölze. Da sie eher anspruchslos und sehr widerstandsfähig sind, werden sie häufig in der Landschaftspflege eingesetzt.
Schwarzkopfschafe
Die Schwarzkopfschafe haben weiße Wolle, einen schwarzen und hornlosen Kopf mit seitwärts abstehenden Ohren und dunkelbraune bis schwarze Beine. Die Rasse wurde aus Kreuzungen von einheimischen und englischen Schafrassen gezüchtet. Nach dem Merinolandschaf hat das Schwarzkopfschaf den zweitgrößten Bestand in Deutschland. Das Gewicht beträgt bei den Mutterschafen zwischen 80 und 90 kg, während die Böcke ein Gewicht von bis zu 130 kg erreichen können. Die kräftigen Schwarzkopfschafe werden hauptsächlich als Fleischschaf gezüchtet, da sie durch ihre gute Fleischwüchsigkeit eine Schlachtausbeute von etwa 50% erreichen. Die Wolle eignet sich gut zum Verspinnen, da sie aus langen Fasern besteht. Schwarzkopfschafe sind widerstandsfähige Tiere mit guter Weide-, Marsch- und Pferchfähigkeit. Mit diesen Eigenschaften lassen sich die Schafe besonders gut hüten und z.B. in Form der traditionellen Wanderschäferei für die Landschaftspflege einsetzen.
Dexter-Rinder
Die Dexter-Rinder sind die kleinste Rinderrasse Europas mit einer Maximalgröße von 111 cm. Ihren Ursprung haben sie in Irland. Als sogenannte „Zweinutzungsrasse“ kann sowohl ihre Milch als auch ihr Fleisch vermarktet werden. Oft werden die Tiere in Mutterkuhherden gehalten, vorwiegend zur Fleischproduktion. Auch Ochsenherden oder mit anderen Weidetieren gemischte Herden sind möglich und können für die Landschaftspflege eingesetzt werden. Mit ihrem kleinen Körperbau steht das Verhältnis von Körpergewicht und Nährstoffbedarf günstiger als bei größeren und schwereren Rassen. Außerdem ist ihr Eiweißbedarf wesentlich geringer und kann bei einem Überangebot sogar zu schädlicher Verfettung führen. Deshalb ist es den Dexter-Rindern möglich, ihren Futterbedarf allein durch Grasen auf der Weide abzudecken. Das macht sie besonders geeignet für die Landschaftspflege. Im Rahmen des BNN-Projektes werden bereits mehrere Kalktrockenrasen mit Dexter-Rindern beweidet.
Galloway-Rinder
Ihren Ursprung haben die Galloways im Südwesten Schottlands. Das lässt schon erahnen, dass sich Galloway-Rinder mit widrigen Wetterverhältnissen auskennen. Mit ihrem Fell, das aus langem, gewelltem Deckhaar und dichtem, mittelfeinem Unterhaar besteht, sind die Rinder optimal geschützt. In Kombination mit ihrem kräftigen Körperbau ist eine ganzjährige Weidehaltung unproblematisch. Die Fellfarbe ist entweder schwarz, rot-braun, falb bzw. gelbbraun oder „Belt“, bei dem sich ein breiter, weißer Gürtel um den Bauch abzeichnet. Galloway-Rinder sind von Natur aus hornlos und haben ein ausgeglichenes und genügsames Wesen. Sie werden ausschließlich als Fleischrasse gezüchtet und verfügen über eine hervorragende gesundheitliche Kondition. All diese Eigenschaften machen sie auch zu nützlichen Weidetieren für die Landschaftspflege.
Schottische Hochlandrinder
Das Schottische Hochlandrind ist eine der ältesten und bekanntesten Rinderrassen Schottlands. Ihr auffallendes, meist rotbraunes, langes, zotteliges Fell und die langen Hörner, die eine Spannweite von bis zu 1,60 m erreichen können, machen sie unverwechselbar. Ihr spezielles „doppellagiges Fell“ macht die Tiere absolut winterfest. Die untere Fellschicht hält die Tiere warm, während die obere Schicht aus langem Deckhaar wasserabweisend wirkt und Kopf und Augen schützt. Das Fell wirkt sogar so isolierend, dass der Schnee darauf liegen bleibt. In der Landwirtschaft werden die Tiere oft in Mutterkuhherden gehalten. Ihr robuster Körperbau macht sie zu exzellenten Landschaftspflegern extensiver Wiesen.
Es sind ausgesprochen gelassene und gutmütige Tiere, die bei regelmäßigem Kontakt auch eine enge Beziehung zu ihrem Halter aufbauen können. Vorsicht ist aber dennoch geboten, besonders bei Mutterkühen, da sie einen ausgesprochenen Beschützerinstinkt haben.
Neben Schafen und Rindern eignen sich auch Ziegen besonders gut zur Landschaftspflege. Ziegen haben im Vergleich zu Schafen und Rindern ein anderes Fressverhalten. Im Gegensatz zu Schafen fressen Ziegen Kräuter und Gräser weniger selektiv und haben gleichzeitig ein breiteres Nahrungsspektrum. Zusätzlich beziehen sie einen Großteil ihres Futterbedarfs aus Blättern, Rinde und Gehölztrieben, was einer übermäßigen Gebüsch-Entwicklung vorbeugt. Durch ihre geschickten Kletterkünste können sie sogar Zweige und Strauchteile in größerer Höhe abfressen. Auch auf sehr steilen Flächen kommen Ziegen durch ihre Kletterfähigkeit gut zurecht. Trotz des meist geringen Bewuchses auf solch steilen Flächen finden die Tiere dort ausreichend Nahrung, da sie vorwiegend nährstoffreiche Pflanzenteile fressen. Das sind wichtige Eigenschaften, die für die Landschaftspflege große Bedeutung haben.
Auch Pferde können für die Landschaftspflege eingesetzt werden. Dafür eignen sich insbesondere verschiedene Ponyrassen, wie z.B. Shetland-, Island-, Exmoor-Ponys, Koniks und noch weitere. Die meisten Rassen kommen ursprünglich aus nordischen oder skandinavischen Regionen. Dadurch besitzen sie alle Eigenschaften, die sie besonders geeignet für die Landschaftspflege machen. Sie besitzen meist einen geringen Nährstoffbedarf, wodurch sie auch mit entsprechend kargen Wiesen zufrieden sind. Vorzugsweise fressen Ponys Gräser und ab und zu auch mal einige Kräuter. Dieses selektive Fressverhalten fördert krautige Pflanzenarten. Im Winter bilden die Ponys ein dichtes isolierendes Fell, was eine ganzjährige Haltung in der Landschaft ermöglicht. Als Einhufer sorgen sie zudem für andere Arten von Störstellen im Boden als Paarhufer wie Schafe oder Rinder. Zudem wirken ihre runden Hufe eher bodenverdichtend und bei feuchteren Böden sogar bodenschonender als die Hufe von Paarhufern.